Geschichte

Geschichte

Bad Antogast ist ein kleines Dorf im Schwarzwald, gelegen im Südwesten Deutschlands nahe der französischen Grenze und der Stadt Straßburg. Es besteht aus nicht einmal einem Duzend Häusern und Höfen, die sich in einem engen Tal, umgeben von üppigem Wald, befinden. 

Der Name „Bad Antogast“ macht viele Besucher neugierig. „Bad“ bezieht sich ganz einfach auf einen Ort, an dem eine natürliche Quelle mit Heilwasser entspringt. Das Wort „Antogast“ setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Die ersten beiden Silben „An-to“ gehen auf den Heiligen Antonius zurück, einen Eremiten, der vor dem 13. Jhd. gelebt haben soll. Dem Historiker Josef Börsig zufolge wurde um 1300 eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Antonius in eben diesem Tal im Schwarzwald erbaut.

Die Namen „Antegast“ und „Antengast“ kann man in Aufzeichnungen finden, die bis ins Jahr 1316 zurückreichen. Dass die Kapelle schon vor so langer Zeit in solch einem abgeschiedenen Tal erbaut wurde, gibt Historikern den Anlass zu glauben, dass schon zu damaligen Zeiten Menschen wegen des Heilwassers in diese Gegend kamen.

Der Heilige Antonius ist bekannt als der Schutzpatron der Viehzüchter und Mittelalterlichen Krankenhäuser (Spitale). Das könnte darauf hinweisen, dass eine kleine Herberge (Zuflucht) für Menschen die Heilung suchten, schon existierte als die Kapelle erbaut wurde. Die letze Silbe „Gast“ (aus dem dt. : Gischt ) könnte sich auf die Kohlensäure im Wasser der natürlichen Quelle beziehen, die das Wasser zum sprudeln bringt. Sie könnte sich auch einfach auf den „Gast“ beziehen und dem Namen des Dorfes die Bedeutung „Gast des Antonius“ geben. 

Die Antonius-Quelle wurde um 1250 entdeckt und ist die älteste von fünf natürlichen Quellen in dieser Gegend. Bad Antogast wird in einer Abhandlung über Heilquellen von Dr. Phriess von 1519 erwähnt in der die guten Qualitäten des Wassers gelobt werden: “heilendes und weitläufig bekannte kohlensäurehaltige Mineralwasser... äußerlich und innerlich fürs Trinken und Baden verwendet“.

Um 1590 herum begann Bischof Johann IV von Straßburg die Heilquellen der Region zu fördern, besonders die als Antogast bekannte. Detaillierte Aufzeichnungen des Generallandesarchivs in Karlsruhe verzeichnen viele Besitzerwechsel der Quelle und der benachbarten Gebäude über die Jahrhunderte hinweg. 

Das Grundstück wurde am 23. Juni 1642 für 700 Gulden und dann 1661 für 1900 Gulden verkauft. Nur vier Jahre später wurde das Grundstück wieder verkauft. Zwischen 1640 und 1761 wechselte Bad Antogast fünfmal seinen Besitzer und wurde jedes Mal für eine noch größere Summe verkauft.Von 1761 bis zum Ersten Weltkrieg gehörte die kohlensäurehaltige Mineralquelle der Familie Huber aus Maisach, einem kleinen Dorf nahe Bad Antogast. Die Familie erweiterte den Besitz, und von 1850 bis 1914 erblühte Bad Antogast zu einem weitreichend bekannten und modernen Heilbad. Zu den Adligen und königlichen Herrschaften jener Zeit gesellten sich Gäste aus den Niederlanden, Frankreich, England, Russland und Amerika, um ihre heiße Schokolade im Speisesaal des exklusiven Heilbads Bad Antogast zu genießen. Selbst Zar Alexander II. und sein Gefolge statteten Bad Antogast während seines Aufenthalts im Heilbad Bad Peterstal 1871 einen Besuch ab.

Nach einigen Gebäudeerweiterungen wurde 1911 Jubiläum gefeiert: „Bad Antogast seit 150 Jahren in Besitz der Familie Huber“. Nur drei Jahre später, 1914, verkauften die Hubers das Heilbad. Von 1914 bis 1918 war Bad Antogast Eigentum des “Mannheimer Gesundheitsfonds“. Dieser wiederum verkaufte es der Versicherungsgesellschaft des Kreises Baden, die beschloss, das Bad in ein Lungenheilzentrum umzufunktionieren. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Bad Antogast zu einem Flüchtlingslager. Sowohl der Arbeiteraufstand vom 17 Juni 1953 in Ostdeutschland als auch die Revolte in Ungarn 1956 brachten große Flüchtlingswellen in das abgeschiedene Tal. 1964 erwarb Dr. Herbert Kienle den Komplex, um es nach einigen Renovierungsarbeiten zu einem Heilbad auszubauen.

Die älteren Semester in der Gegend erinnern sich noch gerne daran, dass sie es damals genossen, in Bad Antogast zum Kaffe oder auch Tanztee zu gehen. Als die Regionalverwaltung 1969 die Antoniusquelle offiziell als Heilquelle anerkennt, was gleichzeitig das Privileg des Titels „Bad“ im Namen mit sich brachte, freute sich die lokale Bevölkerung, Bad Antogast wieder rehabilitiert zu sehen. Am 22. Mai desselben Jahres zeichnete das Wirtschaftsministerium Baden-Württembergs Bad Antogast mit dem Titel “Heilquelle – Spa (Heilbad)” aus. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts jedoch fiel Bad Antogast dem Verfall anheim. Unter dem Eigentümer Hubert Froehlich, der das Anwesen 1990 erwarb, wurde es vier Jahre lang für die Unterbringung von Spätaussiedlern aus Osteuropa und der ehemaligen UdSSR genutzt.

Schließlich erwarb der Verein „Die Kunst des Lebens Deutschland e.V.“ 1995 den sanierungsbedürftigen Komplex. Ab diesem Tag werden die verschiedenen Gebäudeteile von freiwilligen Helfern aus der ganzen Welt in einem fortlaufenden Prozess renoviert. 

Viele große Feiern haben seitdem in Bad Antogast stattgefunden. Diejenigen unter uns, die bereits in Bad Antogast waren, werden sich an die hübsch renovierten und eigerichteten Räume und den Eingangsbereich erinnern. Im Quellensaal (unter dem sich die Heilquelle befindet) werden die großen Yoga- und Meditationskurse und viele Feierlichkeiten durchgeführt. Als Swami Yogananda 2010 das Zentrum besuchte, damals bereits 101 Jahr alt, machte er die Anmerkung, dass die Umgebung genau wie das Vorgebirge des Himalaya-aussehe. Und das ist wahrhaftig eine treffende Beschreibung für diesen wunderschönen Ort und die ruhige, entspannende Atmosphäre, die er ausstrahlt: Gut dazu geeignet, um in die Stille und den Rückzug zu gehen. Und er ist nicht so schwer zu erreichen wie der Himalaya. Heute bietet das Zentrum vielen Gästen Platz.

Die Besucher des Zentrums wurden außerdem zu einem wichtigen Bestandteil für den regionalen Tourismus und stärken die Finanzkraft der Stadt Oppenau. Das Zentrum verarbeitet biologisch angebaute Lebensmittel und beauftragt Handwerker und andere Dienstleistungen vor Ort, was wiederum die lokale Wirtschaft in der Region fördert. Dies könnte auch einer der Gründe dafür sein, dass das Zentrum, seine Bewohner und Gäste herzlich von den Einheimischen willkommen geheißen werden, und dass Anlässe, wie z. B. ein Tag der offenen Tür, bereitwillig und interessiert angenommen werden. 

Gurudev Sri Sri Ravi Shankar kommt mehrmals im Jahr nach Bad Antogast, um Kurse zur Völkerverständigung mit Teilnehmern aus mehr als 50 Ländern durchzuführen. 

 

Es folgen Auszüge aus dem Buch "Das Renchtal und seine Bäder" von 1827: